Pflegende Angehörige im Fokus – Ein neues Angebot der Spitex RegioWittenbach
Die Tochter hilft ihrer betagten Mutter wöchentlich bei der Körperpflege, der Mann unterstützt seine kranke Frau morgens und abends beim An- und Auskleiden, die Mutter übernimmt verschiedene pflegerische Tätigkeiten für ihren behinderten Sohn - unzählige Menschen übernehmen Pflegeaufgaben für ihre Angehörigen. Das Bundesgericht hat 2019 entschieden, dass diese private Care-Arbeit finanziell entschädigt werden darf. Möglich ist das aber nur über eine anerkannte Organisation wie die Spitex RegioWittenbach, die den Angehörigen einen Stundenlohn bezahlt und die Kosten mit der Krankenkasse abrechnet.
Pflegende Angehörige als Geschäftsmodell
Private Unternehmen haben darin ein Geschäftsmodell erkannt. So rechnen diese den Krankenkassen pro Pflegestunde 52.50 Franken Grundtarif plus Restkostenfinanzierung der Gemeinden ab – total rund 75 Franken pro Stunde. Der Stundenlohn der pflegenden Angehörigen liegt jedoch deutlich darunter. Für die Gemeinde Wittenbach ergab sich im letzten Jahr ein Belastung von knapp 67‘000 Franken, allein durch die Restfinanzierung eines privaten Hauptanbieters in der Region. „Es ist falsch, dass sich Dritte hier bereichern“, kritisiert Stefanie Maselli, Geschäftsleiterin der Spitex RegioWittenbach, „Pflegende Angehörige verdienen als wichtigen Teil unseres Gesundheitswesens Anerkennung – aber es ist nicht gesellschaftsverträglich, wenn jemand mit deren Arbeit Gewinn macht und die öffentliche Hand dies zu berappen hat.“
Das Modell der Spitex RegioWittenbach
Seit Kurzem stellt auch die Spitex RegioWittenbach pflegende Angehörige an, dies unter klaren Bedingungen: Angestellt werden Personen zwischen 18 und 65 Jahren, nach Vorgaben des kantonalen Spitexverbandes. Absenzen werden von ausgebildeten Spitex-Mitarbeitenden kompensiert. Jede pflegende Person werde monatlich von einer Pflegefachperson besucht, die berät, unterstützt und bei Bedarf einspringt. „Uns ist wichtig, dass die Qualität gesichert ist“, betont Maselli, „Diese Begleitung ist nebst der finanziellen Unterstützung auch von unschätzbarem Wert.“ Der Stundenlohn liegt zudem mit 39 Franken über dem Ansatz von privaten Anbietern.
Alternative zu privaten Unternehmen
Als öffentliche Spitex hat die Spitex RegioWittenbach mit der Gemeinde Wittenbach sowie den Gemeinden Berg, Häggenschwil und Muolen eine Leistungsvereinbarung. Mit dieser Lösung werden den Gemeinden keine zusätzlichen Restkosten in Rechnung gestellt. Im Gegenteil: „Wir verdienen an den pflegenden Angehörigen nichts und auch für die Gemeinde entstehend damit keine Mehrkosten“, so Maselli. Somit bietet die Spitex RegioWittenbach eine Alternative zu den gewinnorientierten Unternehmen, welche namhaft durch die Steuerzahler mitfinanziert werden. Die pflegenden Angehörigen können von fairen Anstellungsbedingungen und die Gemeinde durch geringere Kosten profitieren. Wie viele Personen das Angebot nutzen werden, ist schwierig abzuschätzen. Klar ist jedoch: Hier stehen die Menschen im Vordergrund, nicht der Profit.
Pflegende Angehörige bei der Spitex RegioWittenbach |