10. Dezember 2024

Wittenbach ist neu Schauplatz auf dem diplomatischen Parkett: Seit rund einem Monat gibt es hier das österreichische Honorarkonsulat. Geführt wird dieses von Christian Brenner, Geschäftsführer des Wittenbacher Unternehmens philoro. Im Interview gibt der gebürtige Wiener Einblick über seine neue Aufgabe, erzählt vom Weg zum Honorarkonsul und was es für ihn bedeutet.

Christian Brenner, was genau macht ein österreichisches Honorarkonsulat?
Wir fungieren als verlängerte Arm der Botschaft und bieten vor allem administrative Dienstleistungen für Österreicher*innen. Dazu gehören unter anderem die Entgegennahme von Anträgen für Reisepässe oder Staatsbürgerschaftsnachweise, die Ausstellung von Notpässen sowie Lebensbestätigungen vor Ort. In unserem Einzugsgebiet – der Kanton St.Gallen und die beiden Appenzell – leben über 10'000 österreichische Staatsangehörige. Für sie ist es ein grosser Vorteil, diese Dienstleistungen direkt hier in der Region nutzen zu können, ohne nach Bern oder Österreich reisen zu müssen. Zudem übernehme ich als Honorarkonsul eine repräsentative und unterstützende Rolle im diplomatischen Dienst für Österreich. Es freut mich besonders, dass wir nach einer knapp 10-jährigen Pause wieder ein österreichisches Honorarkonsulat hier in der Region haben.

Wir wird man denn Honorarkonsul?
Der Generalkonsul von der österreichischen Botschaft in Bern hat mich im letzten Jahr am Wiener Ball in St.Gallen darauf angesprochen, ob ich Interesse an diesem Amt hätte. Danach wurde ich in die Botschaft eingeladen, um mich mit den Aufgaben vertraut zu machen und anschliessend folgte eineinhalb Jahre lang eine umfassende Überprüfung: bezahlte ich die Steuern stets ordentlich, habe ich mir nichts zu Schulden kommen lassen, bringe ich ein gutes Leumundszeugnis mit, verfüge ich über genügend finanzielle Mittel für dieses Amt, ist mein Geschäft konsulatstauglich und kann die entsprechenden Sicherheitsstandards vorweisen. Diese Überprüfung habe ich bestanden und darf nun als Honorarkonsul in meinem Geschäft hier in Wittenbach das Konsulat führen.

Herzliche Gratulation. Was bedeutet diese Ernennung für Sie persönlich?
Es ist eine grosse Ehre, für dieses Amt ausgewählt worden zu sein – vor allem, wenn man bedenkt, dass fast zehn Jahre lang nach einer passenden Persönlichkeit gesucht wurde. Das ist für mich eine enorme Wertschätzung. Ich übe dieses Amt ehrenamtlich aus, doch mit dem Titel «Honorarkonsul» öffnen sich neue Türen, gerade im Bereich Networking. Ich komme mit vielen spannenden Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft in Kontakt, und das ist für mich sehr bereichernd.

Seit Anfang November ist das Konsulat geöffnet. Wie läuft es bisher?
Wir haben aktuell drei bis vier Kund*innen pro Tag. Das ist noch überschaubar, ich gehe davon aus, dass es noch mehr werden dürften. Mit meinen beiden Mitarbeiterinnen sind wir gut aufgestellt und können auch eine höhere Frequenz bewältigen. Meine erste Kundin werde ich wohl nie vergessen: Eine schwangere Frau, auf dem Weg ins Spital, die noch kurz vor der Niederkunft wissen wollte, wie es um den Staatsbürgerschaftsnachweis für ihr kommendes Kind aussieht. Ich konnte sie beruhigen und erklären, dass sie jetzt erst mal ihr Kind zur Welt bringen könne und wir uns gerne nach der Geburt darum kümmern werden. Wir erhalten viele positive Rückmeldungen, dass es wieder eine regionale Anlaufstelle für die österreichischen Staatsbürger*innen gibt.

Christian Brenner