Bevölkerungswachstum mit Eigentumswohnungen lenken
Die Liegenschaftenstrategie sieht vor, auf gemeindeeigenen Grundstücken Wohnraum für finanzstärkere Einwohner*innen zu schaffen. Dabei will die Gemeinde insbesondere Stockwerkeigentumswohnungen realisieren und damit die entsprechende Zielgruppe anziehen. Die Umsetzung der Wohnprojekte geht die Gemeinde in Partnerschaften mit privaten an oder gibt Land im Baurecht ab.
Das prognostizierte Bevölkerungswachstum für die Gemeinde Wittenbach von 1‘800 Personen in den nächsten 25 Jahren sieht der Gemeinderat als Chance für eine Neuausrichtung der Gemeinde. Die Auseinandersetzung mit den gegebenen Strukturen der Gemeinde Wittenbach bezüglich Bevölkerung und Wohnungsmarkt zeigte auf, in welche Bahnen das Wachstum gelenkt werden soll. Gemäss den Erkenntnissen aus der Analyse ist eine bessere Durchmischung der Bevölkerungsstruktur anzustreben, die Steuerkraft zu erhöhen und der Finanzhaushalt aufzubessern. (siehe am Puls Nr. 23 und Nr. 24) Die Liegenschaftenstrategie zeigt nun die Stossrichtung auf, wie diese Ziele mit den gemeindeeigenen Liegenschaften angegangen werden können.
Gewünschte neue Zuzüger*innen
Mit dem Zuzug von finanzstärkeren Einwohner*innen soll die bessere Verteilung der sozialen Schichten in der Gemeinde erfolgen. „Wir werden keinen Roger Federer nach Wittenbach holen“, erklärt Beni Gautschi, Präsident der Liegenschaftenkommission, „wir fokussieren uns vor allem auf den Mittelstand und Personen mit überdurchschnittlichem Einkommen.“ Das können z.B. auch Personen sein, die in Wittenbach arbeiten und jetzt Pendeln. Die Zielgruppe ist eher urban orientiert und schätzt gleichzeitig die Naturnähe.
Gemeindeeigenen Liegenschaften für Entwicklung nutzen
Die Gemeinde ist im Besitz von verschiedenen Grundstücken: grössere und kleinere, bebaute und unbebaute, solche die einen öffentlichen Zweck erfüllen und andere, die nicht für eine öffentliche Aufgabe genutzt werden. Die Liegenschaftenstrategie sieht gemäss Beni Gautschi bei einigen der Grundstücke das Potenzial, diese für die Umsetzung der gesteckten Ziele zu nutzen. „Wir wollen für die oben definierte Zielgruppe Wohnraum schaffen, der für diese Personen attraktiv ist.“ Dabei möchte die Gemeinde auf dem eigenen Land Wohnangebote fördern, die sich in Bezug auf Zielgruppe, Standard und Wohnformen von den Angeboten von Privaten unterscheiden.
Angebot an Stockwerkeigentum schaffen
Private Investoren erstellen als Renditeobjekte vor allem Mietwohnungen. „Wir möchten uns den Bedürfnissen annehmen, die auf dem Wohnungsmarkt kaum befriedigt werden.“ so Beni Gautschi. Das trifft für Stockwerkeigentumswohnungen zu. Die Gemeinde will daher insbesondere dieses Wohnangebot realisieren. Dabei bleibt der Boden im Besitz der Gemeinde, denn die Eigentumswohnungen werden im Baurecht abgegeben. Damit wird das Stockwerkeigentum bezahlbar und somit auch für den Mittelstand attraktiver. Stockwerkeigentümer*innen verfügen tendenziell über ein höheres Einkommen und Vermögen, welches für die Finanzierung von Wohneigentum Voraussetzung ist. Der Eigenmietwert erhöht zudem das zu versteuernde Einkommen.
Einfamilienhäuser für Familien
Das Angebot an Stockwerkeigentum soll zudem Einfamilienhausbesitzer*innen ansprechen und sie zu einen Wechsel vom Einfamilienhaus in eine Eigentumswohnung animieren. Verschiedene Einfamilienhäuser werden von ein bis zwei Personen bewohnt. „Für solche Personen könnte eine Eigentumswohnung in Wittenbach attraktiv sein“, ist Beni Gautschi überzeugt, „damit würden Einfamilienhäuser wieder für Familien frei.“ Die Interessen der Hausbesitzer*innen werden diesbezüglich Ende Juni in einer schriftlichen Umfrage abgeholt.
Umsetzung Wohnprojekte
Für die Umsetzung der Wohnprojekte erarbeitet die Liegenschaftenkommission derzeit Modelle, in welchen Private die Projekte erstellen und sie prüft dazu den rechtlichen Rahmen. Die Erstellung von Eigentumswohnungen ist verpflichtend. Zudem setzt die Gemeinde Rahmenbedingungen zu Wohnungsmix, Preisgefüge und Vergabe der Wohnungen. Das Land bleibt im Eigentum der Gemeinde. Neben einer Beteiligung am Entwicklungsgewinn erhält die Gemeinde jährlich wiederkehrende Erträge durch Baurechtszinsen. Vermutlich wird das Modell abhängig sein von der Projektgrösse. Das Grundstück Böhl soll als erstes nach diesem Modell entwickelt werden, hier sind 20-30 Eigentumswohnungen vorgesehen. Details wird die Gemeinde im Herbst 2022 bekannt geben.
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Infoanlass zur Liegenschaftenstrategie
28. Juni 2022, 19.00 Uhr
OZ Grünau
Datum der Neuigkeit 21. Juni 2022